Für
die Herstellung unserer Bio-Hemden verwenden wir nur zertifizierte,
biologisch angebaute Baumwolle. Wie profitieren Mensch und Umwelt
überhaupt durch den Anbau und die Verwendung von Bio-Baumwolle? Die
Vorteile möchten wir hier hervorheben, um zu zeigen, welchen Beitrag wir
als Modeunternehmen und unsere Kunden und Kundinnen an eine gesunde
Umwelt mit der Wahl von Bio-Baumwolle leisten können.
Vorteile der Bio-Baumwolle auf einem Blick:
- Die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen in den Anbaugebieten wird
geschützt, weil keine Pestizide, Herbizide, Insektizide und
synthetischen Dünger angewendet werden.
- Die Böden werden geschont und bleiben fruchtbarer
- Die Gesundheit der Menschen in den Anbaugebieten wird geschützt
- Bio-Baumwolle wird meist durch Regenwasser bewässert und verbraucht deshalb weniger Grundwasser
- Der CO2 Ausstoss beim Anbau ist bei Bio-Baumwolle geringer
- Die Eigenständigkeit der Biobäuerinnen und Biobauern wird gefördert, da sie sich nicht vom Chemie und Genmanipulierten Saatgut abhängig machen und dank der Fruchtfolge auch auf den Anbau weiterer Nutzpflanzen setzen
Der Fluch des weissen Goldes
Die Textil- bzw. die Modeindustrie gehört zu den schmutzigsten Wirtschaftszweigen überhaupt. Laut einer Quantis Studie war die Bekleidungs- und Schuhindustrie 2016 für 5-10% der weltweiten Umweltverschmutzung verantwortlich (1).
Einen
gewichtigen Anteil an der Verschmutzung hat der Anbau der Rohstoffe,
insbesondere von Baumwolle, die noch immer die beliebteste Naturfaser
für die Herstellung unserer Kleidung ist.
Jedes Jahr werden ca. 24 Mio. Tonnen Baumwolle angebaut. Das entspricht etwa dem Gewicht von 100 Kreuzfahrtschiffen. Man findet sie bekanntlich nicht nur in unseren T-Shirts, Hemden und Hosen sondern auch in aller Art Textilien wie Vorhängen und in medizinischen oder kosmetischen Artikeln. Baumwolle ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Angesichts der Umweltbelastung, die mit dem Anbau von konventioneller Baumwolle verbunden ist, bleibt es ein Mysterium, weshalb nicht mehr Bio-Baumwolle verwendet wird. Der Anteil biologisch angebauter Baumwolle liegt heute immer noch bei nur ca. 0.5% des weltweiten Baumwollanbaus! 2016/17 wurden laut dem Organic Cotton Market Report 117'525 Tonnen Bio-Baumwolle angebaut (2).
100% natürlich - Keine Pestizide, Insektizide und Herbizide, keine synthetischen Dünger
Baumwolle wird auf 2.4% der weltweiten Ackerbauflächen angebaut, ist jedoch für 11% des globalen Pestizideinsatzes und den Einsatz 24% aller Insektizide verantwortlich (3). Die Pestizide und Insektizide sollen die Baumwollpflanzen vor Schädlingen schützen, belasten aber nicht nur die eigentlichen Schädlinge der Baumwolle sondern die gesamte Tier und Pflanzenwelt im Anbaugebiet und verschmutzen das Grundwasser. (4)
Hinzukommt, dass konventionelle Baumwolle meist maschinell geerntet wird. Weil die Maschinen nicht zwischen Baumwolle, Blättern und reifen und unreifen Baumwollkapseln unterscheiden können, werden oft Entlaubungsmittel gespritzt. Diese lassen die Blätter vor der Ernte verwelken. Zudem wird durch den Einsatz der Herbizide die Reifung erzwungen. Die Baumwollpflanze nimmt das Herbizid als schädlich wahr, was zu einer "Notreife" der Kapseln führt. Bevor die Pflanze abstirbt lässt sie ihre Früchte noch so schnell wie möglich reifen. (5)
Der biologische Anbau von Baumwolle verzichtet ganz auf die Verwendung von genmanipuliertem Saatgut, dem Einsatz von Pestiziden, Herbiziden, Insektiziden und synthetischen Düngern. In den meisten Fällen wird Bio-Baumwolle in kleinbäuerlichen Strukturen angebaut. Die Biobäuerinnen und Biobauern haben alle Mittel, die sie für die Düngung und den Schutz ihrer Nutzpflanzen benötigen auf ihren Höfen zur Verfügung.
Anstelle von Chemie verwenden Biobäuerinnen und Biobauern natürliche Dünger wie Kuhmist oder stellen eigene biologische Präparate aus Pflanzen her, die sie für den Schutz vor Schädlingen einsetzen. Es werden auch Zwischenkulturen, wie beispielsweise Sonnenblumen, in die Baumwollreihen gepflanzt, die Schädlinge auf natürliche Art und Weise fernhalten. Durch den Verzicht von Pestiziden und synthetischen Düngern werden die Tier- und Pflanzenwelt sowie die Biobäuerinnen und Biobauern selbst nicht den gefährlichen Giften ausgesetzt. (6)
Geringerer Wasserverbrauch
Baumwolle ist generell eine wasserintensive Nutzpflanze. Sie wächst heute in Ländern wie der Türkei, Indien, China, USA, Pakistan oder Usbekistan. Global werden je nach Anbaugebiet 10'000 - 20'000 Liter Wasser für den Anbau von einem kg Baumwolle benötigt (7) In den meisten Fällen müssen die Pflanzen künstlich bewässert werden, um den Wasserverbrauch zu decken.
Man spricht hierbei von der Nutzung von «blauem Wasser», was diejenige Menge von Wasser bezeichnet, die Seen, Bächen oder Flüssen oder dem Grundwasser entnommen wird. Der heute verschwindend kleine Aralsee in Usbekistan ist Zeugnis davon, wohin eine Übernutzung der Wasserquellen durch die Landwirtschaft und im Besonderen dem Baumwollanbau führen kann. Der See ist heute einer Salz- und Giftwüste gewichen.
In einer vergleichenden Analyse von konventioneller und Bio-Baumwolle fand die Organisation Textile Exchange (8) heraus, dass zwar auch der Wassereinsatz bei Bio-Baumwolle hoch ist, jedoch im Fall von Bio-Baumwolle die Wasserspeisung hauptsächlich durch Regen stattfindet und deshalb der Konsum von Grundwasser («blauem Wasser») bis zu 91% geringer im Vergleich zu konventioneller Baumwolle ist.
Diese Zahl ist unserer Ansicht nach mit Vorsicht zu geniessen, da die Möglichkeit zur Regenbewässerung auch von der geografischen Lage abhängt und nicht rein davon, ob nun biologisch angebaut wird oder nicht. Verschiedene Quellen zeigen aber, dass der Grossteil der Bio-Baumwolle in Gebieten angebaut wird, wo Regenbewässerung möglich ist und praktiziert wird. Laut Textile Exchange werden 80% der Bio-Baumwollfelder regenbewässert. (9)
Tatsache ist auch, dass beim Anbau von Bio-Baumwolle und der Verwendung von natürlichen Düngemitteln, dem Verzicht auf Pestizide und Anwendung von Fruchtfolge die Böden weniger belastet werden. Die Bodenfruchtbarkeit erhöht sich, was sich insbesondere in einem höheren Humusgehalt wiederspiegelt. Dieser hat zur Folge, dass die Wasserkapazität höher ist und die Böden mehr Wasser speichern können und somit trockenresistenter sind. (6)
Wir
verwenden für unsere Hemden in vielen Fällen Bio-Baumwolle aus den
bioRe® Projekten in Indien und Tansania. In Tansania wird die
Bio-Baumwolle zu 100% regenbewässert. In Indien ist dieser Anteil bei
60%. Die bioRe® Stiftung betreibt zudem Forschungen an einer heimische
Baumwollsorte, die besser an das Klima gewöhnt ist und bei Trockenheit
wie auch bei Nässe ausreichende Erträge abwerfen kann. Zudem unterstützt
sie in Indien Bäuerinnen und Bauern bei der Finanzierung von
Tröpfchenbewässerungssysteme, die Wasser einsparen.
Weniger CO2 Emissionen beim Anbau
Misst man die Auswirkungen des Baumwollanbaus auf den Klimawandel in Form von CO2 fand Textile Exchange heraus, dass der Anbau Bio-Baumwolle 46% weniger CO2 ausstösst, was vor allem mit dem Verzicht auf synthetische Dünger, Pestizide und Insektizide zu tun hat, die folglich nicht hergestellt und nicht ausgetragen werden müssen. Auch wird in der Studie berücksichtigt, dass geringere Mengen CO2 anfallen, weil weniger bewässert wird und dementsprechend weniger Wasserpumpen betrieben werden müssen. (8)
Für 1 Tonne Bio-Baumwolle werden 978 kg CO2 ausgestossen. Für die selbe Menge konventioneller Baumwolle sind es ca. 1'800 kg CO2. (8) Für ein Hemd benötigen wir rund 200 g Baumwolle, was also ca. 0.2 kg CO2 für den Anbau ergibt. Notabene: Das betrifft nur den Anbau und sagt nichts darüber aus, welche Emissionen später für die Verarbeitung und den Transport der Materialien und der fertigen Ware ausgestossen werden.
Kein Genmanipuliertes Saatgut, mehr Eigenständigkeit für die Bäuerinnen und Bauern
70% der Baumwoll-Anbaufläche wird mit gentechnisch veränderter Baumwolle angebaut (3). Genmanipuliertes Baumwollsaatgut wurde ursprünglich entwickelt, um einen Schutz vor Schädlingen wie dem Baumwollkapselbohrer zu garantieren. Weil die Schädlinge jedoch resistent werden oder Populationen anderer für die Baumwolle schädliche Insekten zugenommen haben, kann doch nicht auf Pestizide verzichtet werden. Die Bäuerinnen und Bauern haben dadurch hohe Ausgaben für den Kauf von synthetischen Düngern und Pestiziden. Ausserdem müssen sie das genmanipulierte Saatgut jedes Jahr neu einkaufen, was sie in eine Abhängigkeit zu den Agrochemieunternehmen drängt. (4)
Biobäuerinnen und Biobauern können die Baumwollkerne ihrer Ernte für die nächste Saat wiederverwenden. Sie haben so keine Ausgaben für genmanipuliertes Saatgut, Dünger und Pestizide und müssen keine Kredite für ihre Beschaffung aufnehmen. Weiter schreibt der Biolandbau Fruchtfolgen vor. Monokulturen sind nicht erlaubt. Biobäuerinnen und Biobauern setzen neben der Baumwolle auf weitere Nutzpflanzen wie Mais, Soja, Weizen, um mögliche Ausfälle zu kompensieren und ihren Lebensunterhalt zu verbessern. (6)
Vorteile der Bio-Baumwolle auf einem Blick:
- Die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen in den Anbaugebieten wird geschützt
- Die Böden werden geschont und bleiben fruchtbarer
- Die Gesundheit der Menschen in den Anbaugebieten wird geschützt
- Bio-Baumwolle wird meist durch Regenwasser bewässert und verbraucht deshalb weniger Grundwasser
- Der CO2 Ausstoss beim Anbau ist bei Bio-Baumwolle geringer
- Die Eigenständigkeit der Biobäuerinnen und Biobauern wird gefördert, da sie sich nicht vom Chemie und Genmanipulierten Saatgut abhängig machen und dank der Fruchtfolge auch auf den Anbau weiterer Nutzpflanzen setzen
Quellen und Links
(1) Quantis, 2018, Measuring Fashion
(2) Textile Exchange, 2018, Organic Market Report
(3) www.fibl.org/de/themen/biobaumwolle/biobaumwolle-hintergrund.html, abgerufen am 29.01.20
(4) https://www.biore.ch/darum-biore/probleme/ abgerufen am 29.01.20
(5) https://naturtextil.de/themen/bio-baumwolle/
(6) https://www.biore.ch/darum-biore/leistungen/ abgerufen am 29.01.20
(7) Soil Association, 2019, Thirsty for fashion?
(8) Textile Exchange, 2014, The Life Cycle Assessment of Organic Cotton Fiber, Summary of Findings
(9) Textile Exchange, 2017, Organic Cotton Sustainability Assessment